Mittwoch, 1. Oktober 2008

Zwetschgendatschi

Ob Mittelpunkt festlich-gastronomischer Anlässe wie in Westfalen oder beim großen Pflaumenkuchenmarkt im sachsen-anhalterischen Plötzgau, als schwäbischer Zwetschgenkuchen zu einem alemannisch-bedächtigen Kaffeekränzchen oder bajuwarisch-beschwingt im Biergarten, Pflaumen- oder Zwetschkenkuchen, hier in Oberbayern als Datschi bekannt, ist in ganz Deutschland beliebt.

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Gerade um sich die letzten Sommertage zu versüßen, die sich in München gerade von ihrer schlechtesten Seite zeigen und unerbittlich den kalten, grauen Herbst ankündigen, sollte man sich die letzten Stücke Zwetschgendatschi des Jahres nicht entgehen lassen. Momentan ist sowieso für die beste Datschi-Zeit für Alle, denen es genauso geht wie mir und eine furchtbare Panik davor haben, was mit dem Datschi unweigerlich einhergeht: Wespen. Die Wespen, die es sich den ganzen Sommer lang auf den gezuckerten Zwetschen gemütlich machen um sich zum Teig durchzuwespeln, der von den saftigen Zwetschgen bestenfalls komplett durchweicht und unwiderstehlich süß ist, sind jetzt so gut wie aus den Konditoreien verschwunden.
Am besten kann man in dieser Woche zum Ende der Zwetschgendatschisaison beim Kandlinger in Hausham noch einmal so richtig Datschi zu schlemmen. Als wir eben dort, in Hausham, zum ersten Mal Zwetschgendatschi im Café Kandlinger gegessen haben, war uns gleich klar: dieser Datschi ist etwas Besonderes!
Wenn die Datschisaison beginnt, ist die Freude jedesmal groß, wenn es zum ersten Mal Zwetschgendatschi vom Konditor Johann Kandlinger gibt. Egal, ob man am Freitag Nachmittag das Wochenende auf dem Land gemütlich im Garten mit Kaffee und Datschi einläutet, zugereisten Freunden bayerische Schmankerl vorsetzen will oder nach drei Tagen am Berg völlig ausgehungert in der Zivilisation einfällt – Kandlingers Datschi ist immer erste Wahl! Diesen Sommer sind wir sogar dazu übergegangen, uns jeweils zwei Stücke mitzunehmen; eines, das quasi inhaliert wird um die erste Gier zu stillen und ein zweites, das man dann wirklich genießen kann. Unser persönliches Credo, dass der Zwetschgendatschi jedes Wochenende besser schmeckt, hat uns Johann Kandlinger jetzt endlich fachlich bestätigt: „Natürlich schmeckt der Datschi jedes Wochenende anders – man hat ja auch nicht für jeden Datschi die identischen Zwetschgen.“
Vor zwei Wochen hatte die Saison ihren Höhepunkt erreicht, als Kandlinger für seinen Datschi die Bühler Zwetschgen verwenden konnte. Eine Sorte allerdings, die es in sich hat: „sobald die Bühler die Hitze nur riechen, zerfallen sie“, so Kandlinger, da hilft nur ein genau bestimmtes Verhältnis von Ober- und Unterhitze, um den Teig zu backen und gleichzeitig die Zwetschgen zu retten.
Bis vor kurzem noch dachten wir, dass der Kandlinger in Hausham DER kulinarische Geheimtipp schlechthin wäre – weit gefehlt! In diesem Sommer wurden alle Kräfte auf die Datschiproduktion konzetriert: so wurde auf der anderen Seite des Bahnüberganges das „Datschihäusl“ aufgestellt, Datschi-to-go sozusagen, um lange Wartezeiten an der geschlossenen Bahnschranke zu vermeiden und Johann Kandlinger selbst beliefert Gaststätten im gesamten Tegernseer Tal und sogar einzelne Biergärten in München mit seinem Zwetschgendatschi.
Der einzige Wermutstropfen dieser Zwetschgengeschichte ist, dass es dieses Wochenende zum letzten Mal den Datschi gibt, den man sich am besten schnell sichern sollte . Die Kunden aus Hausham kaufen ihn übrigens gleich blecheweise – mitsamt Wespen, versteht sich!

Café Kandlinger
Naturfreundestraße 1
83734 Hausham

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flxt - 1. Okt, 18:40

Meine Mama hat mal eine Wespe verschluckt, die auf ihrem Zwetschgendatschi saß. Sie ist fast gestorben.

küchenzeile - 1. Okt, 20:20

oh weija, das ist ja eine scheiße! deswegen muss man den datschi ja jetzt kaufen, wo's keine Zwetschgen mehr gibt.
grüße
isa

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